Wir stellen vor: Gemeindepolizei Rankweil

Die Gemeindepolizei Rankweil ist eine von derzeit neun Gemeindepolizeistellen in Vorarlberg mit insgesamt 104 Mitarbeiter*innen. Warum nur wenige Gemeinden und Städte sich dieses Privileg leisten und wieso alle 90 Tage ein Training notwendig ist, erklärt der Kommandant der Rankweiler Gemeindepolizei im Gespräch anhand von fünf Fragen.

Was ist der Unterschied zwischen Bundes- und der Gemeindepolizei?
Der wichtigste Unterschied ist, dass die Gemeindepolizei direkt der/dem Bürgermeister*in untersteht, die Bundespolizei hingegen ist dem Bundesminister für Inneres unterstellt. Grundsätzlich müssen alle Beamten dieselbe Polizeigrundausbildung und Fortbildungen durchlaufen, da sie inhaltlich die gleichen Aufgaben wahrnehmen. Wir absolvieren jedes Quartal mindestens einen Tag Einsatztraining, um auf aktuellem Stand zu sein. Seit einiger Zeit gibt es ein neues Trainingsgebäude in Koblach, in welchem verschiedene Szenarien geübt werden können. Die Zusammenarbeit mit der Bundespolizei funktioniert in Rankweil sehr gut. Beispielsweise sind wir eine der wenigen Gemeinden, in welchen gemischte Streife gefahren werden – also mit Gemeinde- und Bundespolizisten gemeinsam. Die Aufgaben sind klar zwischen der Bundes- und der Gemeindepolizei abgesprochen. So werden beispielsweise schwere Kriminaldelikte wie Einbrüche oder Internetkriminalität von Beamten der Bundespolizei bearbeitet. Ortspolizeiliche Verordnungen werden wiederum ausschließlich von der Gemeindepolizei Rankweil überwacht. Mit Ausnahme der erwähnten schweren Delikte werden die Straftaten grundsätzlich von jener Dienststelle bearbeitet, bei der sie angezeigt werden.

Was beinhaltet eure Ausrüstung?
Seit 2012 trägt die Gemeindepolizei dieselbe Uniform wie die Bundespolizei. Auch der Einsatzgurt beinhaltet die gleichen Gegenstände: Eine 9mm-Pistole, einen Pfefferspray, Handfesseln, ein Ersatzmagazin mit Patronen, ein Funkgerät und diverse Werkzeuge sowie eine Taschenlampe. Im Fahrzeug haben wir leichte und schwere Schutzwesten. Letztere sind mit einer Keramikplatte verstärkt und halten auch Schüsse von beispielsweise Jagdgewehren ab. Entsprechend schwer sind diese – wir sprechen hier von rund 12 Kilogramm.

Musstest du schon einmal die Waffe ziehen? Und kann man den Umgang mit der Angst trainieren?
Ja, es kommt immer wieder mal vor, dass man die Waffe ziehen muss. Gebrauch davon machen musste ich glücklicherweise noch nicht – bisher war das ausschließlich zu Sicherungszwecken im Rahmen von Objektdurchsuchungen bei Alarmauslösungen beziehungsweise bei Amtshandlungen mit einem erhöhten Gefahrenpotential. Sobald das Schlagwort „Waffe“ im Spiel ist, heißt das für uns Alarmstufe Rot. Dann müssen wir mit dem Einsatzfahrzeug stehen bleiben und die Schutzweste anlegen und die Langwaffe, welche stets im Auto mitgeführt wird, bereit legen. Prinzipiell hat unsere Dienstpistole drei unabhängige Sicherungen, damit es nicht zu unbeabsichtigten Schussabgaben kommt. Die Pistole kann aber mit der richtigen Handhabung trotzdem in Sekundenschnelle eingesetzt werden.

Den Umgang mit Angst kann man nur bedingt trainieren. In der Situation selbst funktioniert man einfach. Mir persönlich hilft es nach einem schwierigen beziehungsweise belastendem Einsatz am  meisten, mit Kollegen zu sprechen. Nach Hause nehme ich die Themen nicht mit. Oft sind wir die ersten, die an einer Unfallstelle eintreffen – dann leisten wir selbstverständlich erste Hilfe bis die Rettung eintrifft.

Wie läuft ein Notruf ab?
Die Landesleitstelle liegt in Bregenz – dort sieht man über das Einsatzleitsystem welche Streifen und Beamten in Vorarlberg im Dienst sind. Jeder Polizist loggt sich bei Dienstbeginn digital ein und ist somit auf dem System sichtbar. Wer den Notruf 133  wählt, kommt über das Funksystem des jeweiligen Handybetreibers automatisch in die am nächsten liegende Leitzentrale. Viele Alarmanlagen sind direkt mit der Landesleitzentrale in Bregenz verknüpft. Zeitgleich mit der Alarmierung der Polizei werden die Eigentümer des Alarmobjekts verständigt. Wir fahren jedenfalls immer sofort zur Alarmstelle und warten dort auf den Schlüsseleigentümer.

Was ist das Spannende am Polizeidienst?
Kein Tag ist so wie der andere. Der Dienst kann morgens völlig entspannt beginnen und sich innerhalb von fünf Minuten schlagartig ändern. Es gibt immer wieder schöne Momente, wenn Bürger*innen geholfen werden konnte. Oft sind es kleine Interventionen, die einen Streit schlichten und ein gutes Zusammenleben ermöglichen. Berufsbedingt finden jedoch auch Beanstandungen von Menschen statt, die sich nicht an Vorschriften halten.

Dabei ist es nicht immer leicht, die gesetzliche Vorgabe durchzusetzen und manche Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Vorschrift muss man über sich ergehen lassen und gelassen sehen. Oft sind es nur kleine Nachbarschaftsstreitigkeiten, bei denen die Personen angehört werden wollen und schließlich eine Streitschlichtung erfolgt. Oft müssen die Polizisten aufgrund von Beschwerden bezüglich Raserei und Lärmbelästigungen tätig werden. Eine Häufung der Beschwerden hinsichtlich Schnellfahren“ ist vermehrt zu verzeichnen. Auch „tierische“ Einsätze sind öfters zu verzeichnen, da Hunde oftmals nicht den Vorschriften entsprechend gehalten werden. Bei verhaltensauffälligen Tieren wird die Gemeindepolizei ebenfalls tätig und erlässt Bescheide zur Hundehaltung, damit es zu keiner Gefährdung oder Verletzung von Personen kommt.

Geschichte der Gemeindepolizei
Im Oktober 1993 wurde die Gemeindepolizei Rankweil mit zwei Beamten in Betrieb genommen. Zuvor verrichtete Anton Sandholzer von 1962 bis 1988 Dienst als Gemeindepolizist – allerdings damals nicht bewaffnet und noch ohne sicherheitspolizeiliche Befugnisse. Der Dorfpolizist führte Sperrstundenkontrollen sowie Ausweiskontrollen bei Veranstaltungen durch. Zudem wurden Veranstaltungen bewilligt und überwacht.

Veranstaltungstipp: "Inegüxla" bei der Gemeindepolizei Rankweil: Freitag, 29. September, 17 Uhr

erstellt von Beatrix Spalt veröffentlicht 26.09.2023, zuletzt geändert 28.09.2023