Glücksbringer

Das ganze Jahr über ist der 24-jährige Rauchfangkehrmeister Tobias Lässer in und auf Gebäuden in Rankweil, Übersaxen und Laterns unterwegs. Warum dabei Sorgfalt das oberste Gebot ist, erklärt er im Gespräch.

Seit rund zwei Jahren ist Tobias Lässer als Rauchfangkehrer im Vorderland tätig. Gleich nach seinem Lehrabschluss absolvierte er in nur 1,5 Jahren die Unternehmer- und Meisterprüfung. „Auch mein Vater sowie zwei Cousins und ein Onkel sind Rauchfangkehrer. Da kam ich schon früh in Berührung mit diesem Beruf. Besonders fasziniert hat mich die Abwechslung – kein Tag war gleich wie der andere”, erzählt Tobias aus seiner Kindheit. „Es war dann für mich rasch klar, dass ich die Lehre bei meinem Vater machen werde. Und gleich nach dem Abschluss hatte ich das Glück, dass hier im Vorderland ein Rauchfangkehrer gesucht wurde.”

Oberstes Gebot: Sorgfalt
Doch der Anfang war nicht immer einfach. „Oft haben Haus- oder Wohnungsbesitzer*innen nicht verstanden, warum ich so streng sein muss. Beispielsweise kommen in einem üblichen Holzofen schon mal 300 Grad Celsius zusammen. Wenn da ein Holzkasten oder ein Türrahmen zu nah dran ist, besteht hohe Brandgefahr”, warnt er und ergänzt: „Sorgfalt ist das A und O in meinem Job. Abgesehen vom Schutz der Kunden bin ich als Einzelunternehmer voll haftbar. Glücklicherweise hat sich das anfängliche Misstrauen gelegt und die meisten Kunden kennen mich mittlerweile.”

Das Gebiet von Tobias umfasst rund 5.600 Haushalte. „Das ist alleine kaum zu schaffen, selbst wenn man das ganze Jahr hindurch fleißig arbeitet. Wenn es mal eng wird, unterstützen mich die anderen Rauchfangkehrer in der Familie.” Und dennoch sind Nachwuchskräfte bei Tobias immer herzlich willkommen und können gerne unverbindlich den Lehrberuf kennen lernen. „Für mich ist das einer der schönsten Berufe. Man hat so viel mit verschiedenen Menschen zu tun, kann seine Zeit selbst einteilen und ist immer an der frischen Luft.”

Alle Jahre wieder
In vielen Gebäuden wird immer noch ausschließlich mit Holz geheizt. Daher ist eine der am häufigsten vorkommenden und gefährlichsten Brandarten der Kaminbrand. Tobias weiß, wie sich ein solcher vermeiden lässt: „Es ist wichtig, dass man mit dem richtigen Material heizt. Ansonsten legt sich Harz auf der Innenseite des Rauchfangs ab, was zum gefährlichen Kaminbrand führen kann. Auch auf Papier sollte man möglichst verzichten, da die Farbstoffe und die Bindemittel beim Verbrennen Schadstoffe und Feinstaub freisetzen. Zudem ist es ratsam, immer von oben anzuzünden”, rät er.

Auch um die Themen Brandschutz und Luftreinhaltung kümmert sich Tobias. Das bedeutet, dass er bei Umbauten und Endabnahmen von Neubauten für die Heizsysteme zuständig ist. Wenn etwas nicht passt, muss er das der Gemeinde melden, welche anschließend zur Behebung des Mangels auffordert. Die Prüfung der Umsetzung nach einiger Zeit obliegt dann wieder dem Rauchfangkehrer. „Ich komme immer wieder – man wird mich nicht los”, schmunzelt Tobias kurz und wird plötzlich wieder ernst: „Im schlimmsten Fall kommt eine Person zu Schaden oder das Haus brennt ab. Wurde der Mangel bei einer Immobilie nicht fristgerecht behoben, steigen die Versicherungen aus und die Eigentümer bleiben auf allen Kosten sitzen.”

Zwischen Gefahr und Glück 
Die Eigentümer*innen von Immobilien haben eine jährliche Kehrpflicht. „Wenn eine Kundschaft mich nicht einlässt, gibt es eine sogenannte Kehrverweigerungsmeldung an die Gemeinde und unmittelbar danach an die Bezirkshauptmannschaft. Denn dann könnte Gefahr in Verzug sein. Glücklicherweise kommen diese Fälle nur sehr selten vor. Abzugrenzen davon ist die Mängelmeldung – da hat die Kundschaft Zeit, den Mangel innerhalb einer bestimmten Frist zu beheben”, erklärt Tobias und schwenkt abschließend noch auf seinen Ruf als Glücksbringer: „Es gibt viele Kundinnen und Kunden, die mich fragen, ob sie einen meiner goldenen Knöpfe oder meine Kleidung berühren dürfen. Das ist eine sehr wertschätzende Geste und ich hoffe, dass diese Tradition auch weiterhin bestehen wird. Ich freue mich auf noch viele weitere Jahre als Rauchfangkehrer und – hoffentlich auch – Glücksbringer im Vorderland.”

erstellt von Beatrix Spalt veröffentlicht 01.01.2024