Die neue Rankweiler Landgerichtsordnung 1579

Am Mittwoch, dem 19. April, nahm Tobias Riedmann vom Vorarlberger Landesarchiv rund 40 Interessierte mit in die frühe Neuzeit und erzählte von der Entstehung der Landgerichtordnung im Jahr 1579.

Nach der Begrüßung durch Simone Drechsel von der Rheticus-Gesellschaft und Norbert Schnetzer vom Gemeindearchiv Rankweil erklärte Tobias Riedmann eindrücklich, warum eine neue Landgerichtordnung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert nötig war.

Nach allgemeinen Beschwerden von Volk und Verwaltung kam es 1573 in einer Stube in Rankweil – der offene Gerichtsunterstand war bereits baufällig geworden – zu einer Visitation durch rechtskundige Kommissare aus der Umgebung. Dabei wurden Landrichter Sigmund Fuchs, das Gerichts- sowie das Hubamtspersonal (Buchhalter) genau unter die Lupe genommen und der aktuelle Bestand erhoben. Dass es noch sechs Jahre dauerte bis der neue Verwaltungstext fertig war, brachte das Publikum zum Schmunzeln, zogen sich also auch im 16. Jahrhundert verwaltungstechnische Änderungsprozesse über Jahre hin. Anschließend wurde in der Diskussion die Frage nach der Unterscheidung des kaiserlichen Landgerichts Rankweil vom Doppelgericht Rankweil-Sulz erörtert, welche vor allem mit dem größeren Gerichtssprengel zu klären ist. Auch die Instanzenfrage und Alltagspraxis der frühen Neuzeit brachte die Gäste zum Staunen. So versuchten klagende Parteien oftmals ihr Anliegen bei unterschiedlichen Gerichten zu ihrem gewünschten Ausgang zu bringen, wie Riedmann erzählte.

Im Anschluss konnte das Buch zum Vortrag sowie weitere Bücher aus den Schriftenreihen des Landesarchivs erworben und bei einem gemütlichen Umtrunk mit dem Vortragenden noch offene Fragen erörtert werden. 

Geschichte im Fokus
Im Frühjahr steht nun noch ein weiterer geschichtlicher Vortrag in Rankweil an. Am 16. Mai geht es von der frühen Neuzeit in die Antike: Martin Gamon wird im Bresnersaal von neuen forschungsgeschichtlichen Erkenntnissen zur römischen Raststätte Clunia in Altenstadt berichten, die im Bereich „uf da Studa“ vermutet wird. Der Vortrag startet um 19.00 Uhr und ist ohne Anmeldung.

erstellt von Stefanie Kollmann-Obwegeser veröffentlicht 24.04.2023