Rankweil in alten Bildern: Sigmund-Nachbauer-Denkmal

Seit etwas mehr als 111 Jahren steht direkt an der Sigmund-Nachbauer-Straße das geschichtsträchtige Denkmal für den Rankweiler Freiheitskämpfer am zentralen Platz vor der Häusle-Villa, der Volksschule Markt und der St. Peters-Kirche in Rankweil.

 Ein umtriebiger Rankweiler
 Der 1759 in Rankweil (vermutlich im ehemaligen Gasthof Hirschen in der Bahnhofstraße) geborene und in Brederis aufgewachsene Sigmund Nachbauer war Lehrer und Mitbegründer der Schule in Brederis, Rankweiler Gemeinderat, Beisitzer des freien Landgerichts Rankweil-Müsinen, Verwalter von Vogtschaften, Quartiermacher, Heu- und Fleischschätzer und Pfleger der St. Anna-Kapelle. Gewidmet wurde das Denkmal laut Inschrift „dem hervorragenden Führer in den Kriegsjahren 1796, 1799, 1800 und 1809”. 1796 war er beim Gefecht in Lauterach gegen die Franzosen dabei; 1799 führte er die Truppen im Zweiten Koalitionskrieg in der größten jemals in Vorarlberg gefochtenen Schlacht in Feldkirch an, 1800 kam es zu Gefechten an der Frutz und im Weitried und 1809 war Sigmund Nachbauer maßgeblich am Aufstand Vorarlbergs gegen die damalige Fremdherrschaft der Bayern beteiligt.

Das Denkmal sollte an dem Platz errichtet werden, „wo der Held einst die Mannschaften des Oberlandes zum heiligen Kampf für die Freiheit gesammelt hatte”. Im Bild zu sehen ist der Festakt zur Einweihung des Denkmals im August 1910. Rechts eine Spendenliste im Gemeindeblatt vom März 1909. 1908 wurde die Errichtung des Denkmals bewilligt. 400 Kronen stellte die Gemeinde zur Verfügung, über 4.500 Kronen wurden durch Spenden gesammelt.

Denkmalpflege und Denkmalkritik
Spätestens mit dem Postkolonialismus werden Denkmäler in ihrer Geschichtstradition kritisch beleuchtet und der öffentliche Diskurs, wem ein Denkmal gebührt, wem das Erinnern gehört und wem das Vergessen zuteilwird, verstärkt bisweilen die Kritik. Zweifelsohne war Sigmund Nachbauer ein tapferer Soldat aus Rankweil und ein wichtiger Teil des Vorarlberger Freiheitskampfes, doch damals dachte wohl niemand an die Systemerhalter*innen, die zuhause das Land bestellten, die Kinder versorgten, durchziehende Truppen bewirtschafteten, die Geschäfte weiterhin erledigten und in Kriegsnot Plünderungen ausgesetzt waren. Das sind Held*innen, die die Geschichtsbücher bislang ausließen, wie etwa Nachbauers Frau Maria Elisabeth.

erstellt von Beatrix Spalt veröffentlicht 01.04.2022