20 Jahre Rathaus Rankweil

Am 25. April 1822 erwarb die Marktgemeinde Rankweil im Zuge einer öffentlichen Versteigerung das „in drey Stockwerken gemauerte Wohnhaus Nr. 168 mit hölzernem Stadel, Krautgarten und circa 5 Mitmel Baumgarten“.

Das in seinen Grundfesten ins späte Mittelalter zu datierende Haus erfüllte in seiner jahrhundertelangen Geschichte zahlreiche Funktionen. Möglicherweise als „Taverne“ erbaut, diente es viele Jahre dem kaiserlichen Landgericht Rankweil als Wirkungsstätte, ehe dieses 1806 nach Feldkirch verlegt wurde. Kurzfristig zum Schulgebäude umgebaut, beherbergte es gleichzeitig die „Gemeinde Stube mit feurfreiem Archiv“ sowie den „Doctor Medicina“ und den Dorflehrer.

Ab 1847 bot das ehemalige Gerichtsgebäude fast 150 Jahre lang Pfründnern, Kranken und Waisenkindern eine Bleibe. Betreut wurden sie von Barmherzigen Schwestern aus Innsbruck, die zeitweise auch im Schulbereich tätig waren. Wenig später zog eine „sechs Mann starke Abtheilung der Gendarmerie“ ins Armenhaus ein, die jedoch bald wieder aufgelöst wurde.

1938 verlor das Gebäude für 60 Jahre seine Funktion als Gemeindeamt. Die freigewordenen Räumlichkeiten wurden zuerst von der Raiffeisenbank, nach 1957 von der Gendarmerie genutzt. Im Bewusstsein dieser überaus reichen kommunalen Geschichte wurde das Gebäude ab 1996 einer Generalsanierung unterzogen, mit dem Ziel, in den geschichtsträchtigen Mauern das neue Rathaus der Marktgemeinde Rankweil unterzubringen. Mitte Mai 1998 konnte dieses Vorhaben realisiert werden.

Dieser Beitrag wurde vom Gemeindearchivar Norbert Schnetzer verfasst.

 

erstellt von Stefanie Kollmann-Obwegeser veröffentlicht 10.07.2018, zuletzt geändert 10.06.2020