Clunia – eine römische Raststation „uf dr Studa“?

Der Archäologe Martin Gamon präsentierte am Dienstag, dem 16. Mai, rund 60 Interessierten die neusten forschungsgeschichtlichen Erkenntnisse zur vermuteten römischen Raststation Clunia und ermöglichte einen Einblick in die Forschungsmethoden der modernen Archäologie.

Nach der Begrüßung durch Simone Drechsel von der Rheticus-Gesellschaft und Norbert Schnetzer vom Gemeindearchiv Rankweil erzählte Martin Gamon zuerst von der Forschungsgeschichte zu “uf dr Studa“. Zwischen Brigantium (Bregenz) und Curia (Chur) soll eine römische Straße durch Vorarlberg geführt haben. An eben jener Straße stand eine Straßenstation für Mensch und Pferd, die als „Clunia“ bezeichnet wurde. Lange Zeit wurde sie auf der Heidenburg in Göfis vermutet, da dort bis ins späte 19. Jahrhundert neben Bregenz die einzigen römischen Siedlungsspuren nachweisbar waren. Als 1884 im Gebiet „uf dr Studa“ in Altenstadt auf landwirtschaftlichen Grundstücken durch Samuel Jenny und Josef Zösmair Gebäudereste aus der Römerzeit entdeckt wurden, kam nun dieses Gebiet als möglicher Standort für die Raststätte ins Spiel. Gamon erzählte nicht nur eindrücklich, wie historische Grabungen im 19. Jahrhundert von statten gingen, sondern faszinierte auch mit dem einen oder anderen Detail. So hat wohl der 18-jährige Bauernsohn Mähr, Sohn eines der Grundstücksbesitzer aus Altenstadt, die Grabungen mit bis zu 10 Personen geleitet; während eine andere Grundstücksbesitzerin den Zutritt zu ihrem Boden verwehrte und so für einen blinden Fleck in der Forschungsgeschichte bis zu den geophysikalischen Prospektionen 1998/99 verantwortlich war.

Gamon erklärte auch, wie heute ein Grabungsgebiet untersucht wird. Mit Radargeräten werden bei einer sogenannten geophysikalischen Prospektion elektromagnetische Wellen in den Boden gesendet, die von Mauern und anderen Strukturen reflektiert werden. Legt man alle Bilder aufeinander, erhält man ein eindrückliches Bild des Untersuchungsgebiets. In Abgleich mit den Grabungsberichten und Planzeichnungen des 19. Jahrhunderts ergibt sich so ein umfassendes Gesamtbild der römischen Anlage „uf dr Studa“. Ob es sich nun bei diesen Gebäuderesten tatsächlich um die römische Straßenstation Clunia handelt, kann natürlich nicht zweifelsohne festgestellt, aber weiterhin stark vermutet werden. 

inegüxla
Am 26. Mai startet die neue Veranstaltungsreihe „inegüxla – in Rankweil unterwegs“ mit Geheimnissen zur Basilika. Um 17.00 Uhr lässt Martin Salzmann hinter die Kulissen unseres Wahrzeichens blicken. Alle Informationen unter www.rankweil.at/inegüxla.

Lesetipp
Martin Gamon, Tobias Riedmann, “Heute werden Sie mich wohl nicht erwartet haben”. Die Ausgrabungen Samuel Jennys und Josef Zösmairs “uf dr Studa” in den 1880er Jahren, Jahrbuch Vorarlberger Landesmuseumsverein 2022, 13-33.

erstellt von Stefanie Kollmann-Obwegeser veröffentlicht 22.05.2023