Geologie des Laternsertals

Laternsertal

Die Gesteine der Laternser Bergwelt entstanden vor etwa 94 bis 70 Millionen Jahren am Grund eines urzeitlichen Ozeans. Über Millionen Jahre wurden sie durch die Bewegung der afrikanischen und europäischen Erdplatten nach oben gedrückt.

Als sich ein Teil der afrikanischen Platte nordwärts bewegte, verschwand der Ozean zwischen Afrika und Europa. Sein Boden wurde gefaltet und teilweise über die europäische Platte geschoben. Während der intensivsten Phase der Alpenbildung vor rund 35 Millionen Jahren wuchsen die Berge mit etwa 5 Millimetern pro Jahr.

Zwei Zonen: Helvetikum und Flysch

Bei der Triftanlage in Rankweil treffen zwei geologische Einheiten aufeinander: das Helvetikum und der Flysch. Die Felswände entlang der Frutz gehören zum Helvetikum. Diese mehr als 100 Millionen Jahre alten Kalk-, Mergel- und Sandsteine entstanden in einem flachen Meer und enthalten zahlreiche Fossilien – etwa in der Garschella-Formation, darunter Kopffüßer, Muscheln und Stachelhäuter.

Die jüngeren Flysch-Gesteine bildeten sich in bis zu 3.000 Metern Tiefe aus Ablagerungen von Sand, Ton und Kalk. Durch abrutschende Teile des Kontinentalhangs entstanden übereinandergelagerte Schichten, darunter die typischen 10–15 cm dicken Kalke der Piesenkopf-Formation. Da die Frutz in ihrer Quellregion durch Flysch fließt, finden sich auch in Rankweil Gesteine aus dieser Zone.

Kies und Sand – natürliche Rohstoffe

Kies und Sand waren schon früh gefragte Baustoffe in Rankweil. Sand diente als Mörtelzuschlag, Kies im Straßen- und Betonbau. Große Steine wurden über eine Rollbahn zur Schotterbrechanlage beim Holzplatz transportiert und dort weiterverarbeitet.

Donnerkeile und Teufelsfinger

Die bizarren Fossilien, einst als Teufelswerk gedeutet, sind heute als Donnerkeile bekannt. Es handelt sich um versteinerte Belemniten, eine ausgestorbene Gruppe von Kopffüßern mit zehn Fangarmen – ähnlich heutigen Kalmaren. Sie lebten vor 358 Millionen Jahren und starben gemeinsam mit den Dinosauriern vor rund 66 Millionen Jahren aus.

Sand- und Kiesgewinnung durch die Trift

Wann die Triftanlage erstmals auch zur Gewinnung von Sand und Kies genutzt wurde, ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich wurden bereits bei der Neugestaltung des Triftkanals 1828 Siebe und Gitter eingebaut, um Kies und Sand aus dem Wasser zu filtern. Diese gelangten über zwei kleine Öffnungen – sogenannte Läden – in die seitlichen Sämmler.

Schotterverarbeitung und Fuhrwesen

Große Steine wurden zur Schotteranlage beim Holzplatz gebracht, dort zerkleinert und weiterverkauft. Die Gewinnung von Sand und Kies erfolgte bevorzugt bei abnehmendem Mond, wenn die Geschiebekraft der Frutz am größten war. Für die Flözer, die im Bachbett arbeiteten, war diese Zeit herausfordernd – der lockere Untergrund erschwerte das Arbeiten. Die Mengen an gewonnenem Material waren beachtlich, ein Fuhrmann war oft das ganze Jahr mit dem Abtransport beschäftigt.

Üble Schlucht – Natur pur

In der Üblen Schlucht zeigt sich die Frutz noch naturbelassen. Das strukturreiche Bachbett bietet ideale Bedingungen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Kein Wunder, dass die Frutz oberhalb des Roten Tores als eines der besten Fischgewässer Vorarlbergs gilt.

Neben Fischen leben hier auch seltene Vogelarten wie Wasseramsel, Zippammer und Felsenschwalbe. Unterhalb des Hochwuhrs hingegen ist das ökologische Gleichgewicht durch bauliche Eingriffe gestört – dieser Abschnitt gilt heute als ökologisch unbefriedigend.