Flözerei: Technik und Bauwerke

Technik und Bauwerke der Flötzerei

Böcke – der Einstieg in die Trift

Die Böcke bildeten den oberen Teil der Triftanlage. Schräg zum Bachbett in der Frutz verankert, leiteten sie das Triftholz vom Hauptfluss in den Triftkanal. Sie dienten zugleich als Laufweg für die Flözer, die widerspenstige Stämme in die richtige Richtung lenkten – ein gefährliches Unterfangen angesichts der Kraft und Masse des heranrollenden Holzes.

Obere Läden – Regelung des Wasserzuflusses

Direkt nach den Böcken begannen die Oberen Läden, befestigt im Fels, um Hochwasserdruck standzuhalten. Das dazugehörige „Eichenhaus“ mit drei massiven Eichenbalken (50 x 50 cm) überdeckte den Triftkanal. Die Balken konnten per Zahnstangen abgesenkt werden – allerdings nur mit vereinter Muskelkraft von sechs Männern. Ihre Aufgabe: den Wasserfluss drosseln und grobes Holz fernhalten. Etwas unterhalb befand sich eine zweite Hütte mit zwei Wasserläden: Der rechte Laden leitete überschüssiges Wasser über einen 5 m hohen Wasserfall zurück in die Frutz. Der vordere Laden sperrte den Triftkanal ab, um den Ländplatz trockenzulegen. 1984 wurden beide Gebäude abgetragen und durch eine Betonwand mit kleinem Wassereinlass ersetzt.

Untere Läden – Technische Raffinesse

Die Unteren Läden sind bis heute erhalten. Sie regulieren das Wasser in drei Richtungen: Überschuss fließt rechts in die Frutz zurück und eine Klappe in Fließrichtung leitet bei Bedarf Wasser links unter dem Fabrikgebäude in den Mühlbach – wichtig für Wartungsarbeiten am Kraftwerk.

Die alten Eichenbalken stammen aus den 1770er-Jahren, wurden 1880 saniert. Ursprünglich wurden sie mittels Holzspindeln wie bei einer Weinpresse bewegt – die Gewinde sind bis heute fühlbar.

Triftkanal – Transportweg für Holz

Der Triftkanal führt das Holz kontrolliert vom oberen Bereich bis zum Rechen. Er ist 220 Meter lang, beidseitig gemauert und besteht in heutiger Form seit 1828. Sein guter Zustand ist dem hohen Stellenwert des Mühlbachs für Rankweil zu verdanken.

Kies- und Sandsammler – mehr als nur Holz

Auch Sand, Kies und Geröll wurden durch die Frutz transportiert und genutzt. In der Mitte des Kanals leiteten Holz- oder Metallgitter die Materialien in zwei seitliche Sämmler. Von dort wurden sie per Fuhrwerk abgeholt. Große Steine gingen über eine Rollbahn zur Schotterbrechanlage. Ein Fuhrmann war ganzjährig mit dem Abtransport beschäftigt.

Rechen – das Ende der Triftstrecke

Am Ende der Anlage steht der Rechen – ein auch als Brücke genutztes Bauwerk, das Wasser durchlässt, Holz jedoch aufhält. Die ursprüngliche Anlage beim Muntliger Steg war 80 m lang und mit massiven Pfeilern und Eichenstämmen ausgestattet. Sie hielt selbst extremen Hochwässern stand.

Am vorgelagerten Ländplatz konnten bis zu 3.200 Raummeter Holz gesammelt werden. Die Stämme wurden über den Lädegumpen – ein mit Eichen ausgekleidetes Tosbecken – sanft abgebremst, um Schäden durch zu hohe Geschwindigkeit zu vermeiden.

Holzplatz – Verteilung der Holzbeute

Am Ländplatz türmte sich das Holz meterhoch. Nachdem der Triftkanal mithilfe der Läden trockengelegt war, begann die Verteilung. Dazu dienten Eigentumszeichen:

  • Schwartenmäler: mit der Axt geschlagene Zeichen in der äußeren Holzschicht
  • Schlagmäler: Initialen oder Nummern an den Stirnseiten

Je wertvoller der Stamm, desto sorgfältiger wurde er markiert – oft mit bis zu vier Zeichen. Nicht gekennzeichnetes Holz galt als Wildholz, ging in den Besitz der Gemeinde über und wurde am Holzplatz versteigert – eine zusätzliche Einnahmequelle für Rankweil.