Die Frutz

Die Frutz

Die Frutz entspringt im hinteren Laternsertal auf rund 1.700 Metern Seehöhe, nahe der Frutz-Alpe, und mündet nach etwa 23 Kilometern bei Koblach in den Rhein. Sie gehört zum Einzugsgebiet des Rheins und fließt überwiegend west- bis nordwestwärts durch das Tal. Entlang ihres Laufs liegen die Ortschaften Laterns mit den Ortsteilen Innerlaterns, Bonacker und Thal sowie Batschuns. Bei Sulz, kurz nach Muntlix, mündet die Frödisch in die Frutz. Durch den durchlässigen Talboden versickert ein großer Teil des Wassers, weshalb der Unterlauf – besonders in niederschlagsarmen Zeiten – häufig trockenfällt.

Mit einem Einzugsgebiet von 54 km² zählt die Frutz zu den kleineren Wildbächen der Region. Dennoch unterliegt ihr Wasserstand starken jahreszeitlichen Schwankungen. Die steilen Hänge des Laternsertals führen bei Starkregen zu raschem Oberflächenabfluss – der Pegel kann dadurch innerhalb kurzer Zeit stark ansteigen. An der hydrografischen Messstation in Laterns liegt der mittlere Abfluss bei rund 2 m³/s. Beim Hochwasser am 22. August 2005 wurde jedoch ein Spitzenwert von 260 m³/s gemessen – ein eindrucksvolles Beispiel für das hohe Hochwasserrisiko, das von der Frutz ausgehen kann.

Rankweils historische Energiequelle

Seit Jahrhunderten ist die Frutz eine zentrale Energiequelle für Rankweil. Im Gegensatz zu den meist gleichmäßig wasserführenden Bächen anderer Rheintalgemeinden zeigt sie sich jedoch launenhaft: Durch die steil abfallenden Hänge im Einzugsgebiet fließt das Wasser bei Niederschlägen sehr schnell ab – mit teils stark schwankenden Pegeln. Trotz dieser Unbeständigkeit gelang es schon früh, die Wasserkraft der Frutz mithilfe technischer Bauwerke geschickt zu nutzen und das Gewerbe in Rankweil anzutreiben. 

Bereits vor über 700 Jahren wurde in Rankweil eine Mühle mit Frutzwasser betrieben. In einer Walserurkunde von 1313 taucht erstmals der Flurname „Arka“ auf – möglicherweise ein Hinweis auf eine frühe Anlage zum Auffangen von Triftholz. Das Holzflößen auf der Frutz ist ab dem 16. Jahrhundert belegt: Im Jahr 1585 wurde nachweislich ein Zins für das Flözen entrichtet.

Holztransport auf dem Wasser

Das Areal beim Gewerbepark in Rankweil ist die letzte in diesem Ausmaß erhaltene und daher denkmalgeschützte Triftanlage Österreichs. Bis in die 1950er Jahre wurde hier das durch die Frutz ins Tal geflözte Holz eingesammelt. Der Holztransport auf einem Wildbach wird als wilde Trift oder Flözerei bezeichnet. Dabei diente das Wasser als Transportmittel und der Wildbach als Transportweg. So war es möglich, Holz aus den entlegenen, nicht mit Wegen erschlossenen Waldgebieten in die besiedelten Talschaften, wo das Holz benötigt wurde, zu befördern.

„Hirschflözer“ – ein Spitzname für Rankweil

Wenn am ersten Septembersonntag auf dem Liebfrauenberg die traditionelle Kilbi gefeiert wurde, strömten zahlreiche Besucher aus der Umgebung nach Rankweil. Teil des Brauchs war offenbar ein Hirschbraten, der eigens zur Kilbi serviert wurde. Ebenfalls traditionell: das oft nasse Wetter an diesem Tag. Findige Rankler sollen dies genutzt haben, um den erlegten Hirsch mithilfe der Frutz ins Tal zu transportieren – ganz öffentlich, um zu zeigen, dass das Tier nicht gewildert, sondern vom Hochwasser mitgerissen worden war.

Da bei Starkregen häufig auch viel Holz in der Frutz trieb, kam es jedoch vor, dass der Hirsch unter den Stämmen verschwand – und die Kilbi verpasste. Statt Braten verbreitete der Kadaver nach einigen Tagen Verwesungsgeruch, der den Pilgernden auf dem Muntliger Steg nicht entging.

Mit dem Geruch in der Nase und etwas Spott auf den Lippen nannten die Gäste aus dem Vorderland die bemühten, aber unglücklich agierenden Rankler bald nur noch „Hirschflözer“.